Tierarztpraxis
Dr. Ulrike Beckereit

Igel Nothilfe...

Erstversorgung
Als erstes muss der Igel gewogen werden. Das Gewicht entscheidet, ob der Igel im Freien überwintern kann, oder im Haus aufgepäppelt werden muss. Das Tier sollte ca. 500g wiegen; wenn es soweit gesund und munter ist, sollte es nicht mit ins Haus genommen werden, sondern ein geeigneter Platz im Garten ausgesucht werden.

• Weiterhin muss der Igel nach Wunden untersucht werden. Sollte das Tier kleinere Kratzer haben, können Sie diese mit einem Wundspray oder einer Wundsalbe behandeln. 
• Jeder Igel hat Parasiten. Meist sind es Zecken, Flöhe und Würmer. Geeignete Präparate für die Bekämpfung dieser unwillkommenen Mitbewohner bekommen Sie in Ihrer Tierarztpraxis.


Unterbringung
Kann der Igel in Ihrem Garten überwintern, so braucht er eine geschützte Ecke, in welcher er auch vor Hunden und Katzen sicher ist. In dieser Ecke muss ein Reisighaufen errichtet werden , welcher mit Blättern und Stroh dicht ausgestopft sein muss. Das Tier baut sich dort selbständig ein Nest, in welchem es vor Regen und Kälte geschützt ist. Der Igel sollte in dieser Ecke auch gefüttert werden, damit er sich schneller einlebt. 

• Wiegt das Tier keine 500g oder ist durch eine Verletzung geschwächt, muss es im Haus gepflegt werden. Sie brauchen dazu einen Schuhkarton, in welchen Sie ein Schlupfloch schneiden. Der Karton sollte mit zerknülltem Zeitungspapier relativ dicht gefüllt werden. Ist das Igelbaby noch sehr klein, kann eine Wärmeflasche mit in den Karton verbracht werden. Ein Bereich im Karton muss dann jedoch kühler sein, da das Igelbaby sonst an einem Hitzestau sterben kann. 
• Weiterhin benötigt der Igel in der Wohnung 16- 18°C und ca. 2 qm Freiraum und natürliches Tageslicht.


Fütterung
• Igel bis zur 4. Lebenswoche benötigen Welpenmilch, welche mit ungesüßtem Fencheltee verdünnt wird. Dazu sollte man Vitamin B geben. Nach dem Füttern mit der Milchflasche muss der Bauch massiert werden, damit der kleine Igel Kot und Harn absetzen kann.
• Ältere Tiere bekommen Wasser, Katzendosenfutter, gekochte Eier, Mehlwürmer, Banane. Kalk in Form von zerdrückten Eierschalen muss dazugefüttert werden. Insgesamt sollte ein Igel maximal 2 Esslöffel Futter pro Tag erhalten. 


Aufzuchtprobleme
• Blähbauch: Die Futtermenge war zu hoch angesetzt und das Tier hat Probleme mit dem Kotabsatz. Wichtig ist, dass der Bauch massiert wird und das Tier bis zum Kotabsatz nur ungesüßten Fencheltee bekommt.
• Lähmungen: Kein zusätzliches Vitamin B im Futter! Abhilfe kann ganz einfach durch Zufüttern dieser Vitamingruppe geschaffen werden. Lähmungen zeigen sich auch, wenn das Tier zu wenig Auslauf hat.


Krankheiten
• Durchfall: Meist Anzeichen für Wurmbefall. Sie müssten sich eine Wurmkur bei Ihrem Tierarzt holen.
• Niesen und Speicheln: Der Igel hat eine Infektion und sollte mit Antibiotikum versorgt werden.


Altersbestimmung
1. Lebenswoche: weiße Stacheln, Augen und Ohren geschlossen, wiegt 30-50g
2. Lebenswoche: graue Stacheln, Augen und Ohren offen, wiegt 60-80g 3. Lebenswoche: Zähne sichtbar, wiegt 100-130g
4. Lebenswoche: alle Zähne vorhanden, wiegt 140-180g


Wissenswertes
• Lebenserwartung ca. 4 Jahre
• Geschlechtsreife mit 2 Jahren
• Trächtigkeitsdauer ca. 35 Tage
• Säugezeit 4-6 Wochen
• Wurfgröße 2-6 Jungtiere
• Ausgeprägter Geruchs- und Gehörsinn
• Mäßiges Sehvermögen im hellen Licht


Was tun, wenn ein Igel gefunden wurde?
Bitte merken Sie sich die Fundstelle des Igels und notieren Sie diese am besten. Der Igel sollte auf jedem Fall einem Tierarzt oder einer Igelstation vorgestellt werden, hier bekommt der Igel die richtige Hilfe. Der Speiseplan des Igels ist sehr groß und es wird Ihnen nicht schwerfallen den Igel bestens zu beköstigen. Wichtig ist hierbei, dass der Igel nichts Rohes zu fressen bekommt, da sich ansonsten wieder Würmer bilden können.

Auf keinen Fall dem Igel Milch geben, sie kann für ihn tödlich sein. Am liebsten frisst er Katzen- oder Hundefutter sowie Brekkis oder mal ein hartgekochtes Ei. Zu trinken gibt es nur frisches Wasser.


Die Unterbringung des Igels ist eigentlich ganz einfach. Hierzu benötigt man einen großen Karton (Ein Fernseh-Karton ist hier schon ausreichend und jedes Fernsehgeschäft gibt diese gerne ab, er sollte mindestens 2qm groß sein)  Dieser Karton wird dick mit Zeitungspapier ausgelegt (was bei wachen Igeln täglich gewechselt werden muss). In diesen Karton setzen Sie einen Schuhkarton in den Sie vorher ein Loch geschnitten haben (gilt als Eingang). Diesen Schuhkarton wiederum mit Zeitungspapier auslegen und mehrere Seiten lose zerknüllt einlegen (bitte kein Stroh oder Blätter einlegen - Krankheitskeime drohen). Dann noch zwei flache Schälchen (hier eignen sich besonders gut Deckel von Einmachgläsern) hineinsetzen, eins für Wasser eins für Futter. Diesen Karton stellen Sie dann auf Ihren Balkon, oder auf Ihre Terrasse (bitte nicht ins Wohnzimmer oder in die Küche, hier ist es viel zu warm). Die Fütterung des Igels erfolgt einmal am Tag bei Einbruch der Dunkelheit und die Menge sollte 100 Gramm nicht überschreiten (der Igel wird sonst träge und zu dick , in extremen Fällen kann der Igel auch eine Fettleber bekommen. Hat der Igel sein Idealgewicht erreicht (wie schon gesagt 500- 600 Gramm ), sollte er in den Winterschlaf gehen (natürlich nur wenn es kalt genug ist ) Der Karton bleibt auf dem Balkon, oder auf der Terrasse ( außer es sind durchgehend mehr als 8-10 Grad C minus dann bitte in den kühlsten Kellerraum ). Wann merken Sie, dass der Igel in Winterschlaf ist ? Ganz einfach: er nimmt keine Nahrung mehr zu sich. Trotzdem sollte immer Trockenfutter und etwas Wasser zur Verfügung stehen.

Auch einen schlafenden Igel täglich kontrollieren! Natürlich kommt es immer wieder vor, daß der Igel seinen Winterschlaf unterbricht. Füttern Sie ihn dann wieder ganz normal.

Tierarztpraxis Dr. Ulrike Beckereit
Oberwallner Weg 1
83527 Haag

Tel: 08072- 2481
Mobil: 0172- 861 59 05

E-Mail: info@tierarztpraxis-beckereit.de
www.tierarztpraxis-beckereit.de